Wem gehört eigentlich die Erde?

Ich bin mit dem Rad unterwegs, und suche einen Platz, wo ich mich kurz mal austrecken kann. Am liebsten eine grüne, menschenleere Wiese. Ich fahre ein Stück vom Weg herunter, finde hinter einem kleinen Angelteich plus Waldstückchen eine Wiese zwischen Bäumen und einem sommergelben Kornfeld.

Herrlich ist es hier! Eine Wiese mit vielen Blumen, das noch taunasse Gras unter mir weckt Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend, an Nachmittage, die mit Spielen auf einer Wiese, oder mit einem guten Buch in einer Sommerwiese herumliegend leise vorbeistrichen.

Ich lasse meinen Blick über die grüne Wiese und das goldgelbe Kornfeld in den Himmel schweifen. In der Ferne kreist ein Raubvogel. Und mir kommt ein Gedanke, der mich in meiner Schläfrigkeit ganz kribbelig werden lässt. Darf ich hier überhaupt liegen? Wem gehört wohl diese Wiese, wessen Gras drücke ich gerade platt? Wem gehört eigentlich die Erde?

Und ist nicht das Urübel der Menschheit die Erfindung der Idee des Besitzes?

Mit dem Besitz hat alles angefangen: die Einteilung der Erde in Parzellen von „dein“ und „mein“. Der Kapitalismus, Raub, Kämpfe um Besitztümer, Kriege um Land und Besitz…

Wem gehört diese Erde? Gehört sie denjenigen, die sie bewohnen? Oder denen, die ein Stück Land besitzen? Oder denjenigen, die sie bearbeiten?

Eigentlich ist vermutlich jeder noch so kleine Fleck dieser Erde vermessen und in irgendeinem Grundbuch eingetragen als der Besitz von Herrn oder Frau Soundso oder einer Vereinigung von Menschen. Man muss also nur genug Geld verdienen, um sich ein Stückchen Land zu kaufen oder ein Häuschen zu bauen oder sonstwas. Eigentlich nicht so kompliziert. Aber irgendwas stört mich an diesem Konzept.

Etwas in mir ist da ganz anderer Meinung. Was ist mit den Tieren, den Pflanzen, den Bäumen, den Steinen? Wenn jede Parzelle der Erde irgendeinem Menschen oder irgendeiner Vereinigung von Menschen gehört, dann sollte irgendjemand für die sprechen, die keine Stimme haben, die aber genauso auf diesem Planeten leben. Denn Eigentum verpflichtet bekanntlich – wenn man etwas besitzt, sollte man auch Verantwortung übernehmen und sich angemessen und vor allem nachhaltig um seinen Besitz kümmern.

Und was ist eigentlich mit mir? Ich besitze kein Land, wie vermutlich die meisten Menschen auf der Erde, und fühle mich trotzdem hier zuhause, es gibt einen kleinen Teil der Erde, da kenne ich jeden Baum, jedes Fleckchen und fühle mich mit der Natur irgendwie verbunden. Vielmehr als jeden Besitz brauche ich glaube ich genau das: Ein Fleckchen Natur, wo ich sein kann. Ein Stück Erde, wo alles wächst wie es will.

Ich möchte mich hier nicht beklagen, dass ich kein Land besitze, sondern vielmehr das Konzept des Besitzes infrage stellen. Kann man die Erde besitzen? Wem gehört sie, und wer macht die Regeln? Und vor allem: wer kümmert sich um ihren Erhalt für die nächsten Generationen von Lebewesen?

Schön und nachhaltig wäre es eigentlich, wenn wir uns alle als Teil der Erde begreifen würden, als Wesen, die von der Erde leben, sich von ihr ernähren, wie alle anderen Wesen auch, und so alle die gleichen Rechte aber eben auch Pflichten hätten. Zum Beispiel das Recht, so viel zu nehmen, wie man eben braucht, aber gleichzeitig die Pflicht, nicht mehr zu nehmen als nötig. Dann hätten wir vielleicht alle genug.

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