Heute schreibe ich über ein Thema, das sich in meinen Augen als Grundthema durch unsere Gesellschaft zieht.
Wie fange ich an? Hm. Am besten heute. Ich bin heute Morgen zum Schwimmen gegangen. Nach langer Zeit mal wieder. Es war herrlich. Ausnahmsweise Warmbadetag, (ich friere immer so schnell), ziemlich leer.
Natürlich wollte ich den Vormittag auch produktiv nutzen, und hatte Texte für die Uni mitgenommen. Ich suchte mir ein Café, dachte: Hauptsache, nicht zuhause, wo all die unerledigten Dinge mich flehend angucken – und dann war es da so laut, dass ich kaum denken konnte. Egal, Kaffee rein, dann geht’s schon. Ich bin zwar nicht besonders produktiv, komm selber nicht mehr mit, aber… mach, mach, mach.
Whhhaaaat???!!!
Bin das nur ich? Oder leben wir in einer Gesellschaft, in der es normal geworden zu sein scheint, dass wir auf Knopfdruck funktionieren? Dass wir erwarten, wenn wir nur das richtige in uns reintun, dann geht’s schon, dann läuft der Motor wieder? Ist das das Ziel der Entwicklung, dass Menschen endlich zu Maschinen werden? Statt wegzugehen, weil es mir zu laut ist und ich vermutlich nichts von dem verstehen werde, was ich lese, zwinge ich mich zu bleiben, denn wenn ich jetzt heimfahre, sind die zwei Stunden, die ich zum Lesen hatte, futsch.
Mit diesem Funtionsdruck sind wir auf dem besten Weg, das Wichtigste zu verlieren, was wir haben. Wir, als Menschen. Wir haben ein Sein. Ein Gefühl, Intuition, wie auch immer man das nennen mag. Und dieses Gefühl unterscheidet uns von Maschinen. Das ist gut so!!
Es gibt Tage, an denen schaffe ich kaum etwas. Wenn ich das einsehe, und mich nicht zwinge, mehr zu tun als ich kann, dann ist das gut! Denn dann kann ich am Abend zurückblicken auf einen Tag, an dem ich meinen eigenen Impulsen gefolgt bin, an dem ich es geschafft habe, meinem Gefühl zu folgen.
Und natürlich gibt es Tage, an denen ich viel schaffe – aber die sind eben nicht die Regel.
Menschen sind schwach. Und klein. Und denken sich selbst oft in große Systeme, suchen da Halt. Doch jedes System ist erdacht und somit fremd und nicht unser eigen und kann niemals unser Eigenes sein, unsere Impulse und unser Sein vollständig ent-halten.
Wir sind schwach und wir sind klein. Das ist okay so. Denn wir sind alle schwach und klein. Aber dafür sind wir Teile dieser einen großen, wunderbaren Welt, die so dringend mehr Gefühl braucht, mehr Intuition, mehr Liebe. Was diese Welt auf keinen Fall braucht, sind noch mehr Maschinen, die auf Knopfdruck irgendwelche Ergebnisse ausspucken oder wie kleine Rädchen im Getriebe funktionieren.
Vielmehr könnten all diese tollen Maschinen ja auch Anlass dazu geben, unser Ureigenstes, Menschliches wertschätzen zu lernen. Unser organisches Leben, die Höhen und Tiefen, das Nicht-funktionieren, das Leben, das Fühlen, das Sein. Was wir eigentlich können, jeder Einzelne von uns, ist: das leben was ist. Statt irgendwelchen Vorstellungen hinterherzulaufen, wie wir zu funktionieren haben, und wie wir vielleicht noch besser irgendwo reinpassen.
Ich hab‘ das ziemlich verlernt, irgendwo unterwegs. Inzwischen fällts mir leichter, mein Sein, mich selber zuzulassen und mich der Welt zuzumuten. Das fühlt sich ein bisschen an wie ein Zauber. Wie Platz, wie Raum, wie Glanz. Wie Halt.
Wenn jeder Einzelne von uns mehr und mehr lernen kann, sich selber zuzulassen, sein eigenes Sein zu leben, dann müsste die Welt ja irgendwann ziemlich schön sein. Wir könnten unser eigenes Sein anerkennen, wertschätzen, und somit auch das Sein der anderen, das sich so schön von dem eigenen unterscheidet!
Eine Welt bunt, vielfältig, voller völlig unterschiedlicher Menschen. Und ganz sicher voller Liebe.