Ich habe neulich über die Hoffnung geschrieben.
In den Tagen der Räumung von Lützerath ist Hoffnung vielleicht etwas, was einem nicht als erstes in den Sinn kommt – schließlich gibt es diverse Bewegungen, die seit langem versuchen, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, bei der Regierung Gesetze zu erwirken, die dem Klimawandel entgegen wirken, und es passiert: Nichts.
Stattdessen wird jetzt ein Gebiet erschlossen, um Braunkohle zu gewinnen und zu verbrennen und damit einen Teil zur Verschärfung des Klimawandels beizutragen. Scheinbar ein Kampf, der nicht zu gewinnen ist: Die Aktivisten in Lützerath werden von der Polizei geräumt.
Ich sehe in diesem Kampf jedoch keinesfalls Hoffnungslosigkeit. Vielmehr wird ja genau da, wo etwas der Hoffnung zuwider läuft, Hoffnung sichtbar. Das, was die da tun: sich hinstellen, anketten, in den Weg stellen, tun sie ja genau weil sie Hoffnung haben. Weil es der einzige Weg ist, weiter zu machen.
Ein Kampf, den man nur gewinnen kann, braucht keine Hoffnung. Hoffnung ist vielmehr der Versuch, alles zu tun, was man tun kann, und das immer wieder und ohne aufzugeben. Somit wird Hoffnung eigentlich erst sichtbar, wenn die Verhältnisse ihr entgegen stehen. Hoffnung entfaltet sich im Angesicht des Unmöglichen.
Das bedeutet im Konkretfall eben, es den Sicherheitskräften möglichst schwer zu machen, ihre Rolle als Sicherer des Gewaltmonopols des Staats auszuführen. Das heißt dann, eben doch noch eine kleine Barrikade zu errichten, und sei sie nur aus Stöckchen, um die Sicherheitskräfte daran zu hindern, an angekettete Aktivisten heranzukommen. Den Räumungsprozess noch ein kleines bisschen hinauszuzögern.
Oder es heißt, einfach nicht aufzugeben. Was Fridays For Future und mit der Bewegung die einzelnen Aktivisten machen, ist das, was naheliegend ist. Das, was man tun kann. Da ist eine Notwendigkeit, es immer und immer wieder zu versuchen – auch wenn sich wenig bewegt. Denn Aufgeben ist keine Alternative.
Ich bewundere diesen Mut und finde, die Proteste strahlen trotz allem Hoffnung aus. Hoffnung, dass es vielleicht eben doch was bringt. Hoffnung darauf, dass sich etwas bewegt, wenn auch nur ein bisschen. Dass sie alles tun, um Zeichen zu setzen, um Protest zu äußern, auch wenn die Wirkung nicht unbedingt sofort eintritt. Das ist ein Hoffnungsschimmer in einer Welt, in der sich von staatlicher Seite so wenig bewegt.
Das ist Hoffnung als Haltung, als Lebenshaltung.
Wir alle haben Hoffnung, sonst würden wir nicht jeden Tag aufstehen und unser Leben weiter leben. Und vielleicht kann man sich einfach sagen: diesen einen Schritt gehe ich noch. Und dann sehe ich weiter. Denn alles passiert in kleinen Schritten, in kleinen Handlungen. Wenn wir alle tun, was wir können, und ich meine es bleibt uns nichts anderes übrig, dann ist das gelebte Hoffnung. Dann ist das Unabhängigkeit von irgendwelchen Konzernen, von einer alten, unbewussten und destruktiven Weltsicht, die darauf aus ist, auszubeuten und zu zerstören. Es ist Unabhängigkeit gegenüber dem Ausgang der Dinge, denn aus Hoffnung, etwas zu bewirken, handeln wir jetzt, tun jetzt, was wir jetzt tun können und wissen: wir haben es wenigstens versucht.
Ich habe von einer Angehörigen der Kirche (dumm, dass ich mir nie die Namen merke, entschuldigt meine Zitatfaulheit – es geschieht aus Zeitgründen und aus Schreibrausch) in der Zeitung mal den Ausspruch gelesen: man solle immer die Oberlichter für das Wunder offen halten. Das bedeutet, Handeln ist immer auch ein Schritt, der beinhaltet, dass noch etwas dazu kommen kann, was ich selber nicht vermag aber auch nicht vermögen muss, da ich Mensch und halt so klein bin. Eine Art, auf Gott zu vertrauen vielleicht. Eine gesunde Art zu hoffen, mit dem Vertrauen darauf, dass das, was ich nicht vermag, sich von selbst fügen wird.
So könnte man handlungsfähig bleiben – und hoffen auf das Gute.