Der Mensch

Lange, viel zu lange folgt

der kleine Mensch den Sprossen dieser Leiter.

Er klettert und klettert,

immer weiter hinauf, er gibt sich

solche Mühe, immer schneller, immer besser, weit höher hinaus

zu kommen. Er folgt

dem inneren Drang in Form eines Aufstiegs,

den er Entwicklung nennt oder: Fortschritt.

Doch eines Tages kommt

er zu nah an den Abgrund. Vor ihm

stürzt eine Felswand senkrecht in die Tiefe. Der Mensch

blickt hilflos nach vorn und dann zurück und erkennt erstaunt:

hinter ihm führt eine Art Schiene in die Ferne, aus der er gekommen.

Die Leiter war niemals Leiter, niemals

ging es steil bergauf sondern immer nur irgendwo anders hin.

Mal nach links, mal nach rechts, der Weg,

der hinter ihm liegt und der

ihm so ein steiler Aufstieg schien, ging immer nur eben!

Und nun sind alle Erfahrungen, aller Glauben ans Immer-weiter,

ans Höher-Hinauf, ans Schnellerwerden nur noch nutzlose Schimären.

Er hat sich in seiner Blindheit gefährlich nah an den Abgrund gelotst,

der ihn zu verschlingen droht, hat sich selbst

an den Rande seiner

Existenz gebracht.

Und er erkennt in all dem Wirrwar des Weges, der hinter ihm liegt,

und der ihm früher so klar und zwingend

steil in eine Richtung führend schien,

nur noch das, was ist: ein kleines, ein großes

Einfach-so.

Es gab nie den besseren Weg, es gab

auch keinen Grund für die Richtung, außer

der Geburt seiner Vorstellung: den vermeintlichen Aufstieg. Er hat

keine Bestimmung, er hat kein Schicksal, noch nichtmal ein Sinn ist ihm eigen.

Und auf einmal wird alles zum Einfach-so:

die menschlichen Handlungen ebenso nichtig

für das Heil von irgendwas Großem

wie das Leben der Tiere auf diesem Planeten.

Das Kinderhaben

genauso einfach-so wie das Putzen einer Fensterscheibe oder

das Erstellen eines Project Management Tools in der Firma

für die nächsten 20 Wochen.  

Und der Mensch erkennt in dem Einfachso

den Großteil seines Daseinszwecks.

Der darin besteht, sich selbst zu erhalten, das eigene Leben

zu leben, und dafür zu sorgen, dass es nach ihm

auch noch Personen

geben kann. Und diese ihm eigene Macht,

die eigene Lebensgrundlage und sich selbst zu zerstören,

unterscheidet den Menschen von anderen Tieren.

Wir haben die Wahl.

Einfachso sind wir hier, einfach so dürfen wir bleiben,

dürfen Schönes und Schreckliches schaffen, und dann, einfach so,

wieder gehen. Der Wind wird unsere Spur’n verweh’n

und irgendwann

wird es sein als wären wir nie da gewesen.

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