Kein Wort für das, was dazwischen liegt

Gestern Vormittag saß ich am Fenster, und es fing an zu schneien. Große, weiche Watteflocken taumelten um die Zweige des Walnussbaums, der vor unserem Haus steht, herum und sanken leise Richtung Erde.

Ich spürte in mir den Drang, was ich sah, in Worte zu fassen, und wie ich so fasse, merke ich, dass meine Sprache keine Worte für diesen einen kleinen Moment findet, für diesen winzigen Moment, in dem die Flocken auf die Erde schweben, sie jedoch kaum zu berühren scheinen. Es müsste doch ein Wort geben, denke ich, das den Raum dazwischen beschreibt! Denn diese kleinen Flocken bestehen ja vor allem aus einem Raum dazwischen: Luft. Und ein bisschen Wasser. Aber die Flocken scheinen die Erde ja nichtmal zu berühren, und doch bildet sich aus dieser Weichheit, diesem Hauch, eine dicke Decke, die die ganze Erde mit ihrer Festigkeit und Härte zudeckt.

Nun ja, mir kam ein Gedicht. Und noch immer bin ich nicht zufrieden, weil mir ein Wort für das Herabschweben, das Auf-der-Luft-zur-Erde-getragen-Sein fehlt. Eine Mischung aus Getragensein und Fallen vielleicht. Aufliegen und Gehaltenwerden, Berühren und doch nicht Liegen.

Und ich glaube, was mich daran so fasziniert, ist dieses Zusammenspiel aus Halten und Fallen, Schweben und Aufliegen, Innehalten. Das, was zwischen Erde und Flocken passiert – oder worauf auch immer diese weißen Wunderwerkchen sich setzen.

Eben das Dazwischen.

Wie auch immer, hier das Gedicht. Auch wenn es nicht annähernd die Worte sind, die ich bräuchte, aber vielleicht lässt es sich beim Lesen ein bisschen fühlen.

Schnee flocken

Sieh, wie sie dort fallen!

So leicht und flockig frei

und tänzelnd sich der Erde überlassen,

die sie hält.

Ich: schaue nur,

versuche nicht zu stören,

und werde selbst, ganz leicht und zauberreich:

ein tänzelnd Fallen,

Sich-der-Erde-nähern, leis:

Anschweben, Halten.

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